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Börsen-Zeitung: Bernanke gibt Richtung vor Kolumne "Marktplatz" von Dieter Kuckelkorn^.

Geschrieben am 13-06-2008

Frankfurt (ots) - Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt hat sich
gedreht. Waren sich die Anleger noch vor kurzem weitgehend einig,
dass in Sachen Finanzkrise das Schlimmste überstanden ist, so ist sie
nun wieder präsent - was sich auch in den zeitweise starken Verlusten
der Bankentitel zeigte. In den USA ist mittlerweile deutlich
geworden, dass sich nach Bear Stearns mit Lehman Brothers eine
weitere prominente Investmentbank in Schwierigkeiten befindet. Das
Beispiel zeigt, dass es im Rahmen der Krise immer mal wieder zu
ernsten Situationen kommen kann.

Von fast noch größerer Bedeutung für den Stimmungswandel ist die
Tatsche, dass die wenig erfreulichen Inflationsaussichten und die zu
erwartenden Reaktionen der Notenbanken auf den Radarschirm der
Marktteilnehmer geraten sind - bislang waren sie weitgehend übersehen
worden, weil es vielen Marktteilnehmern als wenig wahrscheinlich
erschien, dass die Fed in Zeiten einer Flaute die Zinsen erhöht.

Die Hinwendung der Akteure zur trüben Realität erschien dringend
geboten. In der gerade beendeten Börsenwoche ist nämlich deutlich
geworden, dass Fed-Chairman Ben Bernanke einen grundlegenden Schwenk
vollzogen hat, womit er auch dem Aktienmarkt eine neue Richtung
vorgegeben hat. Er stellt jetzt eindeutig die Gefahren der
Geldentwertung in den Mittelpunkt, womit er sich der Position von
Jean-Claude Trichet, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank
(EZB), annähert.

Die Analysten der Commerzbank glauben gar an eine Absprache von
Bernanke und Trichet, habe doch der Amerikaner mit seinen Bemerkungen
eine Formulierung Trichets aufgegriffen: Die Fed werde sich der
Erosion der langfristigen Inflationserwartungen entgegenstellen.
Damit ist klar, dass die Fed keine andere Wahl hat, als die
Geldentwertung zu bekämpfen - trotz der schwierigen konjunkturellen
Lage.

Die Bemerkungen Bernankes trafen auf einen überkauften
Aktienmarkt, was die zeitweise deutlichen Reaktionen am Aktienmarkt
erklärt. Die Akteure stellen sich auf Zinsanhebungen ein, die früher
kommen als bisher avisiert. Die Commerzbank geht inzwischen davon
aus, dass die Fed bereits im Herbst an der Zinsschraube dreht und um
25 oder gar 50 Basispunkte (BP) anhebt. Der reguläre
Zinserhöhungsprozess werde dann im Frühjahr beginnen, wird vermutet.
Und was die europäische Seite betrifft, so hat Trichet klar gemacht,
dass die EZB bereits im Juli den Leitzins hochsetzen könnte.

Dies ist aber nur eine der Gefahrenquellen. Hinzu treten die
hinlänglich bekannten Risiken wie die US-Konjunkturschwäche und vor
allem die Hausse an den Energiemärkten, die inzwischen ein Ausmaß
erreicht hat, bei dem spürbare Rückwirkungen auf das
Wirtschaftswachstum sehr wahrscheinlich sind. Zuletzt sind die
Gefahren am Freitag deutlich geworden, als der US-Index des
Verbrauchervertrauens niedriger als von den Ökonomen der
Wall-Street-Häuser prognostiziert hereinkam.

Von Seiten der Energiepreise ist indes wenig zu erkennen, was
Entlastung bringen könnte. Zwar hat sich der Ölpreis von seinem
jüngsten Rekord wieder etwas entfernt. Nach Einschätzung der
Rohstoffanalysten von Barclays sind die Fundamentalfaktoren, die den
Ölpreis nach oben getrieben haben, aber weiterhin am Werk: zu nennen
sind vor allem die starke Energienachfrage aus den Schwellenländern
und das enttäuschende Niveau der Ölförderung außerhalb der
Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec).

Für den Aktienmarkt bedeutet all dieses, dass in nächster Zeit
nicht mit einer deutlichen und nachhaltigen Erholung zu rechnen ist.
Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg beispielsweise gehen
davon aus, dass es in den nächsten Wochen zu einer Seitwärtsbewegung
kommen wird, in deren Rahmen der Dax zwischen 6500 und 6700 Punkten
schwankt. Auch wenn der Dax die Handelswoche im Windschatten der Wall
Street mit einem Tagesgewinn und somit einer versöhnlichen Note
beendet hat, sieht es nicht danach aus, als dass die freundliche
Stimmung bald an den Aktienmarkt zurückkehrt.

(Börsen-Zeitung, 14.6.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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